Podiumsdiskussion "Beziehungsstatus Deutschland – Türkei: Es ist kompliziert" am 26.11.16
Dass die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei einerseits durch verschiedene Entwicklungen der vergangenen Jahre, insbesondere durch die Folgen des gescheiterten Putsches vom
15. Juli 2016, stark belastet wurden, andererseits jedoch in vielerlei Hinsicht eine enge Verbindung
zwischen den beiden Ländern historisch bestand und weiterhin besteht – das macht die Frage nach
einer Bewertung dieser Beziehung zu einer äußerst spannenden und komplexen. Zu der Diskussion
wurden die Vizekonsulin des Generalkonsulats der Republik Türkei, Meral Akbilek Koray, die bereits
seit 35 Jahren im diplomatischen Dienst der Türkei Erfahrung gesammelt hat, sowie der Hamburger
Sozialwissenschaftler und Dozent Dr. Yaşar Aydın eingeladen.
In ihrem Vortrag legte die Vizekonsulin die Position der Türkei dar: von der Rolle der Türkei in Syrien
und Irak bei der Bekämpfung des IS sowie bei der Bewältigung der durch den Krieg bedingten
Flüchtlingsströme, über den Putsch vom 15. Juli und die PKK kommt vieles zu sprechen, was für
deutsch-türkische Beziehungen von Relevanz ist. Als jedoch die Armenien-Resolution des Bundestages
angesprochen wird, kommt es zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen der Referentin und
einem Teil des Publikums, der auch nach dem zweiten Vortrag noch fortgeführt wird.
Dr. Yaşar Aydın betont in seinem Beitrag die engen wirtschaftlichen, politischen und auch sozialen
Verbindungen, die die Beziehungen der beiden Länder prägen. Ein wesentliches Problem sei die
Asymmetrie zwischen Deutschland und der Türkei, die insbesondere in wirtschaftlichen Fragen
zum Ausdruck kommt. Der Referent geht auf die problematische Berichterstattung über die Türkei
in deutschen Medien und vice versa ein und plädiert für eine differenzierte Betrachtung des jeweils
anderen Partners und eine Entflechtung, damit es nicht zu einer „Innenpolitisierung der Außenpolitik“
komme.
In der anschließenden Diskussion kommt neben dem schwierigen Thema der Armenien-Resolution
auch die Rolle Russlands, die Verhandlungen mit der PKK, die aus deutscher bzw. europäischer
Sicht rückläufige Entwicklung der Türkei seit dem Putsch vom 15. Juli und das Problem unterschiedlicher
Terrorismus-Definitionen zu sprechen.
Wir bedanken uns bei den beiden Referenten, insbesondere bei Frau Koray, die trotz der schwierigen
Umstände den Weg zu uns gefunden hat, bei unserem Kooperationspartner, dem Institut für Sicherheitspolitik an der Christian-Albrechts Universität zu Kiel, und natürlich bei den Gästen und
Zuhörern für ihr Interesse und ihre Fragen.