Die Hochschulgruppe startete am 7. Januar mit einem thematischen Stammtisch zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr in das sicherheitspolitische Jahr 2020. Als Gast bereicherte Hauptmann Robert May mit Einblicken in Missionen im Südsudan und in Mali die Veranstaltung.
Am Beginn des Impulsreferats stand die Skizzierung des Ablaufes eines Auslandseinsatzes. Interessant war dabei vor allem die Feststellung, dass die Soldaten für die regelmäßig vier Monate dauernde Auslandsverwendung bei Einbeziehung der Vorbereitung (Lehrgänge, Erwerben allgemeiner sowie einsatz- und landesspezifischer Kenntnisse, Einkleidung) und Nachbereitung rund acht Monate von ihrer regulären Verwendung im Inland abgezogen sind. Der Transport nach Mali etwa erfolgt dann in der Regel mit zivilen Dienstleistern und einem Umstieg in der Hauptstadt Bamako, ehe von dort das deutsche Camp Castor in Gao angesteuert wird. Alle deutschen Kräfte sind dort, nicht im benachbarten UN-Camp, stationiert, auch wenn sie zum offiziellen 250 Mann starken deutschen Kontingent der MINUSMA-Operation zählen. Unterstützung und Zuarbeit für die rund 250 MINUSMA-Kräfte der Bundeswehr leisten knapp 600 weitere Soldaten. Deutschland leistet im Rahmen der Mission Aufklärungsunterstützung mit mehreren Drohen der Typen Heron und Aladin. Für viele Studierende überraschend war indes die Feststellung, dass auch innerhalb des deutschen Camps zahlreiche Bauprojekte nach ordentlicher Ausschreibung mithilfe lokaler malischer Firmen realisiert werden.
Im Kontrast zu diesem großen deutschen Einsatz in Mali steht beispielsweise der Posten eines Militärbeobachters im Südsudan. Hier ist man auch als deutscher Soldat völlig von der Bundeswehr entkoppelt und im Rahmen der UN-Mission weitgehend auf sich gestellt. Zwar ist man in einem solchen Einsatz viel freier, erheblich näher an den Menschen und dem Leben vor Ort und hat die Möglichkeit in einem überaus internationalen Umfeld zu arbeiten. Dafür sind aber, im Vergleich zu Bundeswehr-Einsätzen, ein deutlich geringeres Maß an Sicherheit und weniger Rückfallnetze zu akzeptieren. Dass die „Golden Hour“-Regel (Gewährleistung der Verbringung von Verwundeten mittels Helikopter zu einer gesicherten chirurgischen Einrichtung innert 60 Minuten nach Verletzung) bei derartigen UN-Einsätzen nicht beachtet wird, illustriert dies eindrücklich. Sich trotzdem (stets freiwillig!) für eine solche Verwendung zu melden, lässt sich häufig auf einen Motivationsdreiklang – nämlich Dienstverständnis, Abenteuerlust und finanzielle Anreize – zurückführen. Offensichtlich wurden dabei aber auch die massiven Probleme, mit denen das Krisenmanagement der UN zu kämpfen hat: Das durch ihre Größe bedingte Ausmaß der Selbstverwaltung, eine falsche Prioritätensetzung und Missmanagement, aber auch schlichte Kommunikationsprobleme erschweren eine nachhaltig wirksame Konfliktbearbeitung erheblich – was für die vor Ort eingesetzten Streitkräfte mitunter sehr frustrierend ist.
Zum Schluss der fast zweistündigen Runde schließlich schlug die Diskussion auch den größeren politischen Bogen hin zur Situation in Mali und der Sahelzone insgesamt – einer Thematik, auf die der nächste thematische Stammtisch aufbauen wird. Auch die Grundzüge von UN-Missionen und deren schematischer Aufbau, das Selbstverständnis deutscher Soldaten in den Missionsverwendungen sowie die am besten entwickelten Fähigkeiten der Bundeswehr im Auslandseinsatz (so vor allem Pionierausbildung, Sanitätsdienst und Aufklärung) wurden interessiert thematisiert.
Wir danken allen Teilnehmenden und besonders unserem Referenten Hauptmann Robert May für die engagierte Teilnahme und freuen uns schon jetzt auf den nächsten thematischen Stammtisch am 27. Januar 2020!